Prügelnder Spielmann, verliebte Nonne

Noch bis und mit Bettag findet in Burgdorf die Reformation statt –als szenischer Spaziergang durch das bewegte Jahr 1528, als Bern den neuen Glauben annahm.

Der Berner Ratsherr Niklaus Manuel zückt das Schwert, um sich gegen einen aggressiven Spielmann aus dem Oberland zur Wehr zu setzen. Dieser ist wütend auf die Regierung: Seiner Meinung nach geht es zu weit, die heilige Messe durch nüchterne Predigten zu ersetzen. Und den Besitz der reichen Klöster zu konfiszieren, dem Volk aber keine Steuererleichterungen zu gewähren.
Nein, mit dem neuen Glauben, zu dem die Ratsherren ihre Untertanen bekehren wollen, hat der Oberländer nichts am Hut, und in seinen Augen ist Niklaus Manuel, der Berner Politiker und Reformator, ein Lump. Der Zweikampf der beiden endet dank des beherzten Eingreifens der Wirtin unblutig, aber wirklich beigelegt ist der Konflikt damit noch nicht.
So ist es in einer Szene des Stücks „Weg! mit den Heiligen“ zu sehen, das als Gemeinschaftsproduktion von „reformiert.“ und dem Theaterverein Szenerie Burgdorf noch bis und mit Bettag aufgeführt wird. An der Premiere am Donnerstag, 14. September, zogen vier ausverkaufte Publikumsgruppen durch die Burgdorfer Altstadt, um an verschiedenen Schauplätzen zu erleben, wie sich die Reformation vor rund 500 Jahren in bernischen Landen abspielte.
Wer mitspaziert, erfährt, warum in der Burgdorfer Stadtkirche Trümmerhaufen herumliegen. Was man tun oder auch nicht tun muss, um in den Himmel zu kommen. Was ein Prädikant von einem Priester unterscheidet. Was eine simple Wurst mit Theologie zu tun hat. Warum nicht alle Bernerinnen und Berner von der neuen Religion begeistert sind – und was Nonnen so alles planen, wenn man sie plötzlich vor die Tür setzt.
Der rund einstündige Spaziergang bringt Interessierten auf einfache und kurzweilige Art ein umwälzendes Stück Geschichte näher. Ein Stück Geschichte, das heuer, im europäischen Gedenkjahr „500 Jahre Reformation“, vielen Leuten kaum mehr bekannt ist. heb

Weg! mit den Heiligen. Eintritt frei, Anmeldung erforderlich. www.szenerie.ch