Es wird tüchtig gefummelt

Entspannt und doch konzentriert stehen sie auf der Bühne: Yolanda Brand, Nadja Noldin, Andrea Friedli, René Zaugg, Werner Niederhauser und Markus Zahno stecken mitten in den Probearbeiten für „Schiffmann“.

Einmal pro Woche treffen sich die sechs Darstellerinnen und Darsteller der Szenerie Burgdorf im Saal des Gasthauses Landhaus, um unter der Regie von Cornelia Leuenberger und souffliert von deren Mann Urs Leuenberger zu üben.

Wer dem Sextett bei der Arbeit zuschaut, merkt schnell, dass zwar alle Akteure und Actricen mit dem gebotenen Ernst bei der Sache sind. Trotzdem bleibt zwischendurch Zeit für einen Witz oder eine ausserplanmässige Slapstick-Einlage.

Auch wenn – oder gerade weil – es sich bei „Schiffmann“ um ein Lustspiel handelt: Ganz so einfach, wie es vor Publikum später wirken soll, ist es nicht, das von Hans Herrmann geschriebene Stück umzusetzen. An diesem Abend zum Beispiel kann der Burgdorfer Bierbrauer Max Christen (Markus Zahno) kaum die Finger von seinem Gspusi Ruth Schoch (Nadja Noldin) lassen. Beherzt legt er seiner Geliebten den Arm um die Schultern und die Hand auf den Schenkel – und wird wenig später von der Regisseurin gebeten, ein bisschen defensiver zur Werke zu gehen. Aber natürlich trotzdem so, dass seine Frau Lina (Yolanda Brand) mitbekommt, was er vor ihren Augen und all den anderen Leuten in Schiffmanns Salon Ungeheuerliches treibt.

So läuft das, zwei Stunden lang. Immer wieder wird der Ablauf von der Regie oder den Darstellenden selber kurz unterbrochen, um hier etwas zu feilen und dort etwas zu schleifen. Die Texthefte liegen auf einem Tisch mitten im Saal, doch gebraucht werden sie nicht mehr. Die Zeiten, in denen die Schauspielerinnen und Schauspieler ab und zu nachlesen mussten, was sie zu sagen haben, sind vorbei.

Einzelne Requisiten – darunter ein Blasrohr und Pfeile – lassen schon vage erahnen, wie die Bühne dereinst aussehen könnte. Was an Zubehör noch fehlt, wird behelfsmässig ersetzt: Statt an einer Wasserpfeife nuckeln Schiffmanns Gäste noch an einer leeren Bügelmost-Flasche. Der guten Stimmung tun diese Improvisationen keinen Abbruch, ganz im Gegenteil.

Noch knapp drei Monate bleiben dem prächtig harmonierenden Ensemble, um das Stück bis auf den letzten Entsetzensschrei einzustudieren. Am 9. Mai feiert „Schiffmann“ im Landhaus Premiere.