Das Bühnenbild: Perfekt bis ins Detail

Hinter einem Torbogen aus grob behauenen Steinquadern gähnt eine Dunkelkammer, aus der Nebel quillt. Dieser spezielle Bühnenzugang eignet sich für Auftritte der dramatischen Art besonders. Zur Szenenausstattung gehört weiter ein hölzerner Korpus, der sich auf mannigfaltige Weise bespielen lässt, sowie eine Wand, auf die wechselnde Bilder projiziert werden. Und ein Vorhang, der sich wie ein Rolltor vertikal bewegt.

Diese Bausteine bilden das Bühnenbild für die Aufführung von „Fäustchen“. Sie sind sowohl ästhetisch wie funktionell sorgfältig aufeinander abgestimmt. Und fügen sich harmonisch ins Gesamtbild des spätmittelalterlichen Siechenhauses, in dem das Schauspiel zur Aufführung kommt. Die Fäden des Bühnenbaus laufen bei Erich Affolter zusammen, der sich bereits bei früheren Produktionen der Szenerie Burgdorf als Chef Bühnenbau und Technik trefflich bewährte.

Die Werkstatt des Bühnenbildners befindet sich in einem alten Gewerbebau am Bahnhof Oberburg. Der Raum ist mit gutem Werkzeug sowie Maschinen zur Holz- und Metallbearbeitung ausgestattet. Hier setzt Erich Affolter um, was er in den Wochen und Monaten zuvor zu Hause am Computer entwickelt und visualisiert hat. Eberhard Binder steht ihm handwerklich zur Seite. Die beiden bilden auch während den Aufführungen ein gut eingespieltes Team: Sie bedienen das Licht, sorgen für die richtigen Geräusche im richtigen Moment und lassen wie von Zauberhand Nebel wallen und Bilder an der Wand erscheinen.

Erich Affolter ist ein Perfektionist. Er weiss, dass ein Bühnenbild nur funktioniert, wenn es bis ins letzte Detail ausgefeilt ist. Und er weiss, dass es fatal sein kann, den Metern Beachtung zu schenken, bei den Zentimetern aber den Fünfer gerade sein zu lassen. Nicht nur, dass sich ungenau gezimmerte Elemente auf der Bühne nicht zum grossen Ganzen fügen würden – schlimmer noch: Sie kämen unter Umständen gar nie von der Werkstatt an ihren Bestimmungsort. „Ich muss auch an den Transport denken. Mache ich zum Beispiel den Korpus zehn Zentimeter zu gross, kriege ich ihn nicht in den Aufzug“, erklärt er.

Klar, dass sich auch der Torbogen kaum transportieren liesse, wären die Steine wirklich aus Stein. Ein findiger Bühnenbauer löst allerdings auch dieses Problem: Fäustchens Zaubertor ist aus Styropor gemauert, was man sogar aus grösster Nähe kaum merkt. Die wahre Natur des dunklen Sandsteins offenbart sich erst, wenn man mit den Fingerspitzen darüberstreicht.

Für manches benötigt das Team Affolter/Binder zusätzliche Hilfe. Die aufwendigen Näharbeiten für den Rollvorhang wurden von Erichs Frau Marlis Fuhrimann ausgeführt, Unterstützung gab es auch von der Schreinerei Stalder in Rinderbach, der Oberburger Malerei Jakob und dem professionellen Bühnenbauer Dominik Lehmann Flury. So entstand, im Zusammenspiel mit Regisseur Patrick Sommer und Requisiteurin Cornelia Leuenberger, Schritt für Schritt die Kulisse, vor der sich im Burgdorfer Siechenhaus nun das Geschehen rund um den hochgelehrten Doktor Fäustchen abspielt.