„Dann bin ich glücklich“

Seit mehr als 20 Jahren steht Patrick Sommer als Schauspieler auf Emmentaler Bühnen. Für die Szenerie Burgdorf führt er nun zum ersten Mal Regie. Mit seinem Ensemble arbeitet er jede Woche mehrmals an Fäustchen. Trotz des immens grossen Arbeitsaufwandes bereite ihm seine Aufgabe eine riesige Freude, sagt der 42-Jährige im Interview.

  
Vor rund einem Jahr haben Sie der Szenerie Burgdorf als Regisseur für „Fäustchen“ zugesagt. Gab es seither Momente, in denen Sie dieses Ja-Wort bereuten?
Patrick Sommer: „Bereuen“ wäre zu viel gesagt. Ich habe einfach den Arbeitsaufwand total unterschätzt. Damit meine ich nicht die Proben; dass sie viel Zeit beanspruchen würden, war mir klar. Aber dass mit so einer Inszenierung dermassen viel Administratives und Organisatorisches zusammenhängt, hätte ich nicht gedacht.

Als Schauspieler hatten Sie es leichter.
Auch als Schauspieler betreibst du einen grossen Aufwand. Aber als Regisseur kommen noch verschiedene Aufgaben dazu. Wenn ich mich mit Erich Affolter, dem Bühnen- und Technikchef der Szenerie, oder Cornelia Leuenberger, die für die Kostüme zuständig ist, zu einer Besprechung treffe, nimmt das jedes Mal fast einen halben Tag in Anspruch, weil wir so viele Details bereden müssen. Zudem gibt es Einfacheres, als für sieben Schauspielerinnen und Schauspieler Probepläne zu erstellen, die auf die Bedürfnisse jedes und jeder Einzelnen Rücksicht nehmen. Aber, eben: Bereut habe ich meinen Entschluss nie, ganz im Gegenteil. Ich darf als Regisseur Erfahrungen machen, von denen ich auch lange nach der Dernière von „Fäustchen“ profitieren werde. Mit so vielen grundverschiedenen und topmotivierten Menschen monatelang an einem Stück zu feilen: Das ist eine sehr schöne Aufgabe.

Was hat Ihnen seit dem Probenstart im November am meisten Freude bereitet?
Jedes Mal, wenn wir uns zum Proben treffen, entsteht etwas Neues. Ich sehe jede Woche, wie sich das Stück weiterentwickelt.

Wie viel vom Schauspieler Patrick Sommer steckt im Regisseur Patrick Sommer?
Sehr viel.

Ist das ein Vor- oder ein Nachteil?
Das ist ein grosser Vorteil. Wenn ich während der Proben merke, dass bei einem Schauspieler oder einer Schauspielerin etwas klemmt, weiss ich, woran das liegt. Dann stelle ich mich zu ihm oder ihr hin, schlüpfe in seine oder ihre Figur und zeige ihr, wie ich mir das vorgestellt habe. Das ist wesentlich einfacher, als jedes Mal lange erklären zu müssen, wo der Fehler liegt und wie er ausgemerzt werden könnte.

Sind Sie als Regisseur eher der Kumpel oder der harte Hund?
Ein Kumpel bin ich nicht; jedenfalls nicht während der Proben. Ich weiss sehr genau, was ich wie haben will, und sorge, wenn nötig, mit viel Nachdruck dafür, dass meine Leute umsetzen, was ich verlange.

Würden Sie als Schauspieler gerne unter sich als Regisseur arbeiten?
(Schmunzelt) Ja, klar!

Sie waren Geschäftsführer des Eidgenössischen Schwing- und Älplerfests 2013 in Burgdorf. Bringen Ihnen die Erfahrungen, die Sie bei diesem Riesenanlass machen durften, auch etwas in Ihrem Job als Spielleiter der Szenerie Burgdorf?
In künstlerischer Hinsicht natürlich nicht, aber in organisatorischer und menschlicher durchaus. Ich habe damals vollberuflich in einem fast vollständig ehrenamtlichen Umfeld gearbeitet und war mir stets bewusst, dass all diese Leute sich freiwillig für eine Sache engagierten. Das war eine Erfahrung, von der ich bis heute zehre. Seit dem „Eidgenössischen“ weiss ich auch, wie man Schwerpunkte setzt, wie man etwas anpackt, wie man als Teamchef fokussiert auf ein Ziel hin arbeitet und dass nicht immer alles schon in zwei Tagen erledigt sein muss. Für das Schwingfest in Burgdorf musste ich mit unzähligen Menschen in zig Ressorts immer wieder die unterschiedlichsten Entscheidungen treffen. Das ist bei „Fäustchen“ nicht so. Hier kann ich mich auf eine Aufgabe konzentrieren.

Als Schauspieler standen Sie jahrelang in einem mal mehr und mal weniger hellen Rampenlicht. Nun wirken Sie mehr aus dem Hintergrund mit. Fehlen Ihnen die Scheinwerfer manchmal?
Bis jetzt konnte ich ganz gut ohne sie leben. Statt selber zu glänzen, versuche ich nun, andere zum Strahlen zu bringen. Ich empfinde das als eine sehr spannende und befriedigende Aufgabe.

Was wäre das grösste Kompliment, das man Ihnen nach der Fäustchen-Spielzeit Ende Mai machen könnte?
Wenn die Besucherinnen und Besucher am Ende sagen, dass die Aufführung in jeder Hinsicht „gfägt“ hat, bin ich glücklich.