„Das machen wir gleich noch einmal“

Eigentlich hat die Szenerie Burgdorf alles, was ein Verein braucht: rund 70 Mitglieder, talentierte Schauspielerinnen und Schauspieler, engagierte Helferinnen und Helfer hinter den Kulissen, ein stabiles finanzielles Gerüst – was fehlt, ist nur ein eigenes Probelokal.

Weil das Siechenhaus, wo „Fäustchen“ am 4. Mai seine Premiere feiern wird, nicht beheizt werden kann, sind wir in den Wintermonaten auf den Goodwill von Menschen und Institutionen angewiesen, die über passende Räumlichkeiten verfügen. Aktuell treffen sich die Darstellenden mit Regisseur Patrick Sommer im Stadthauskeller in Burgdorf, um an unserem neuen Stück zu feilen. Zuvor genossen sie im reformierten Kirchgemeindehaus Gastrecht. Mitte April darf die Equipe für ein intensives Probewochende das Theater Z benutzen. Anschliessend holt sich das Ensemble im Siechenhaus den letzten Schliff.

Ein Augenschein bei einer Probe im Stadthauskeller zeigt: die Stimmung im Team ist trotz der für alle Beteiligten anstrengenden Arbeit glänzend. Patrick Sommer, der das Geschehen auf der imaginären Bühne von einem Tischchen in der Mitte des Saales aus mitverfolgt und dirigiert, führt seine Leute mit klarer Linie. Er lässt ihnen aber auch genügend Zeit, um Kaffee zu trinken, zu plaudern – kurz: die Kollegialität zu fördern.

Die Darstellerinnen und Darsteller geben sich ihrerseits alle Mühe, den hohen Anforderungen ihres Spielleiters gerecht zu werden. Ohne zu murren, wiederholen sie manche Szenen gleich mehrmals hintereinander, auch wenn der ausstenstehende Betrachter das Gefühl hat, dass die Abläufe, Bewegungen und Dialoge bereits gut sitzen. „Das machen wir gleich noch einmal“: Vermutlich gibt es keinen Satz, der während der „Fäustchen“-Proben häufiger fällt.

Noch wird das launige Stück unseres Hausautors Hans Herrmann in zivilen Kleidern einstudiert. Doch schon bald proben Lilo Lévy (sie spielt den Harlekino), Stefan Schädler (Faust), Trix Binggeli (Margarete und Madame de Maintenon), Nadja Noldin (Werther und Wagner), Thomas Grimm (Hexe Belladonna), René Zaugg (Hexe Datura) und Werner Niederhauser (Sonnenkönig und Erdgeist) in den Kostümen, die Cornelia Leuenberger für sie ausgesucht hat und die sie auf der von Erich Affolter gestalteten Bühne tragen werden.

Spätestens dann dürfte ihnen allen endgültig bewusst sein: Bis es wirklich ernst gilt, dauert es nicht mehr so lange, wie es schon gedauert hat. Oder anders gesagt: „Fäustchen“ ist Burgdorf schon sehr nahe gekommen.

Und hier ein paar fotografische Impressionen. © Hans Wüthrich